Zum Abschluss der erfolgreichen dreiteiligen Kernener Reihe „Was Kindern hilft, sich gut zu entwickeln“, rückte die Osnabrücker Sport- und Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Renate Zimmer die Bewegung in den Mittelpunkt. „Wer sich bewegt, kommt voran“ war die Botschaft des Abends, die sie an die rund 250 Erzieherinnen, Eltern und Großeltern im Bürgerhaussaal richtete und so anschaulich wie unterhaltsam dargelegt wurde. Die Vortragsreihe ist ein Baustein des angestrebten Qualitätsprädikats „Familienbewusste Kommune Plus“ und stieß auf große Resonanz – rund 1000 Gäste besuchten die drei Abende.
Prinzipiell machen es uns Kinder ganz einfach, so Zimmer. Kinder wollen sich bewegen, weil sie daran Freude haben und sie so die Welt entdecken. Diese Aneignung der Welt über Bewegung beginnt nach Ansicht der Osnabrücker Wissenschaftlerin mit dem Schwerpunktthema „Frühe Kindheit“ bereits kurz nach der Geburt. Lange Zeit galten die ersten drei Lebensmonate als „dummes Vierteljahr“: „Man verkannte völlig, was im Gehirn des Säuglings vorgeht.“ Ebenso wünscht sie ein anderes Verständnis von Bildung: „Bildung darf nicht nur kognitiv bewertet werden. Wichtig sind auch körperliche, handwerkliche, sprachliche und soziale Fähigkeiten des Kindes. “
Durch Bewegung lernt man besser – das ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen, zeigte die Professorin anhand eines Schaubilds. Drei Klassen habe man untersucht und die Schüler ohne, mit wenig und mit viel Bewegungseinheiten im Unterricht getestet. Das Ergebnis: Je mehr das Lernen mit körperlicher Aktivität verknüpft wurde, desto besser war das Konzentrationsvermögen. Und warum ist Bewegung schon im frühkindlichen Alter elementar? Weil über Bewegung Erfahrungen möglich werden können, die im Gehirn zur Verbindung von Nervenzellen führen. Diese Netzwerkbildung ist entscheidend für das Lernen aus Erfahrung. Und alle sensorischen Reize seien letztlich „Nahrung für das Gehirn“. Deshalb lautete ihr Rat an die Erwachsenen: Beim Beobachten der Kinder Gelassenheit üben. „Lassen Sie die Kinder Dinge ausprobieren, denn nur so gelangen sie zu Wirksamkeitserfahrungen“. Mehrere Videosequenzen zeigten eindrücklich, wie bereits Kleinkinder selbstständig nach Lösungen suchen, wie sie bei Sport und Spiel von anderen Kindern lernen, wie gut ihre eigene Selbsteinschätzung ist und wie sie – wenn sie Zeit und Muße haben – ausdauernd und neugierig die Welt erkunden.