Weitgereister Besuch war kürzlich zur Stippvisite im Rathaus: Bürgermeister Altenberger empfing den Yenfaabima-Gründer und Leiter, Pfarrer Tankpari Guitanga, sowie Timothée Tindaon, psychiatrische Frachkraft. Die Gäste aus dem westafrikanischen Burkina Faso weilen derzeit in Stetten und begleiten die Vorführungen des Dokumentarfilms „Die Krankheit der Dämonen“. Der von der Stettenerin Lilith Kugler gedrehte Film schildert die Aufbauphase Yenfaabimas und gibt aufrüttelnde Einblicke in den Alltag der Betroffenen und die traditionelle Denkweise. „Es ist eine beeindruckende Arbeit, die Sie leisten“, lobte Bürgermeister Altenberger das Engagement der Gäste.
2015 wurde Yenfaabima („Gott befreit“) in Piéla gegründet mit dem Ziel, psychisch Kranken und Epileptikern in der Region zu helfen. In einer monatlichen, zweitägigen Sprechstunde erhalten sie hier Diagnose und Therapie. Am neuen Behandlungsgebäude samt Toilettentrakt und Brunnen, das im September 2017 eröffnet wurde, beteiligten sich neben „Brot für die Welt“ auch der Kernener Freundeskreis Yenfaabima und die Gemeinde Kernen. Zum Dank überreichten die beiden Gäste Bürgermeister Altenberger ein Erinnerungsbuch, das den Bau dokumentiert.
Pfarrer Guitanga, bereits zum fünften Mal in Kernen, fühlt sich der Gemeinde „fast schon zugehörig“, sagte er schalkhaft. Das Interesse am Verein freut ihn sehr, denn psychisch Kranke haben in der afrikanischen Gesellschaft keinen Platz. Sie gelten als von bösen Geistern Besessene, werden gemieden, geschlagen, weggesperrt. „Abgesehen von einzelnen Krankenhausstationen ist Yenfaabima für Betroffene die einzige Anlaufstelle in ganz Burkina Faso“, betonte Rudolf Schmid vom Kernener Freundeskreis. Seit zwanzig Jahren bestehen freundschaftliche Kontakte seitens der evangelischen Kirchengemeinde Stetten und der Kirche in Burkina Faso. Schmid selbst lernte Pfarrer Guitanga durch verschiedene Musikprojekte kennen.
„Wir wollten eigentlich in Piéla ganz langsam starten, aber wir wurden überrannt“, sagte Pfarrer Guitanga. Regelmäßig kommen mehr als 200 Patienten in die Sprechstunde. Der Wartebereich ist zugleich Lager und Schlafplatz. Ein zusätzlicher Raum wäre gut, und ein regengeschützter Teil. Auch ein Schutzraum für Menschen in akuten Krisen fehle, denken Guitanga und Tindaon bereits an zukünftige Aufgaben. Mittels Beschäftigungsprogrammen wollen sie den Hilfesuchenden ermöglichen, später mit den erlernten Fähigkeiten Geld zu verdienen. Regionaltypische Strick- und Flechtwaren entstehen bereits auf diese Weise. „Die Arbeit des Vereins verdient großen Respekt“, betonte Bürgermeister Altenberger. Seitens der Gemeinde Kernen will er Yenfaabima mit einer weiteren 1.500-Euro Spende unterstützen.
Bild (v.l.n.r.): Eleonore Ihring, Tankpari Guitanga, BM Stefan Altenberger, Timothée Tindaon, Rudolf Schmid