Die Zahl der Menschen, die aus der Ukraine flüchten oder aus anderen Ländern bei uns Asyl suchen, steigt aktuell stark an. Das Land verschärfte jüngst die Zuteilungspraxis, was Auswirkungen auf den Rems-Murr-Kreis und nachfolgend auf die Kreiskommunen hat. So muss Kernen in Kürze mehr Geflüchtete aufnehmen, als bisher erwartet. Der Kreis hat in Kernen innerhalb von zwei Wochen einen hohen Aufnahmebedarf mitgeteilt.
Zu Jahresbeginn 2022 bestand für die Gemeinde Kernen noch eine Aufnahmeverpflichtung von 26 Personen. Im Lauf des Jahres hat sich die Zahl der aufzunehmenden Personen auf 173 erhöht, und es werden weitere Zuzüge erwartet. Bislang konnten 82 Personen aufgenommen und dezentral in gemeindlichen und angemieteten Liegenschaften untergebracht werden.
Die verfügbaren Unterbringungskapazitäten der Gemeinde sind erschöpft
Die verfügbaren Unterbringungskapazitäten der Gemeinde sind erschöpft und die auf den Weg gebrachten Projekte in der Blumenstraße und in der Gottlieb-Daimler-Straße werden frühestens Anfang 2023 Platz für ca. 80 Personen in der Anschlussunterbringung bieten – für die Bewältigung der aktuellen Notsituation ist dies aber zu spät. Auch hat der jüngste Aufruf an alle Haus- und Wohnungsbesitzer, die ein freistehendes Objekt zur Verfügung haben und der Gemeinde vermieten wollen, keine neuen Angebote mehr gebracht.
Um die Menschen unterbringen zu können, wurden alle denkbaren kommunalen Immobilien geprüft, aber auch potentielle Partner zur Unterbringung wie z.B. die Diakonie Stetten und die Kirchengemeinden angesprochen. In einem umfassenden Abwägungsprozess hat sich die Sporthalle der Haldenschule als die am besten geeignete Möglichkeit herausgestellt. Erforderliche Vorbereitungen für eine Unterbringung sind gestartet und es fanden Gespräche mit der Schule, den Vereinen und sonstigen Beteiligten statt. Für die bisherigen Hallenbelegungen wird nach Alternativen gesucht, ebenso für die Durchführung des Sportunterrichts.
Ehrenamtliche Unterstützung wird dringend gesucht!
Die Gemeindeverwaltung geht von einem baldigen Bezug der Sporthalle aus und bittet an dieser Stelle die Kernener Bürgerinnen und Bürger um Unterstützung. Benötigt werden noch Helferinnen und Helfer zur Betreuung (auch stundenweise) unserer Geflüchteten, ebenso wären Personen mit ukrainischen oder russischen Sprachkenntnissen sehr hilfreich. Evtl. ist auch eine ehrenamtliche Entschädigung oder eine Anstellung im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung möglich. Gerne können sich Interessierte per Mail oder telefonisch melden (ukraine-hilfe(at)kernen.de oder 4014-158).
FAQs zur Flüchtlingsunterbringung
Die aktuellen Flüchtlingszahlen übersteigen mittlerweile deutlich die Zahlen von 2015. Lange Zeit haben die Kreise und Kommunen die Aufnahme still und leise gestemmt. Der Zustrom ist in den vergangenen Wochen deutlich angestiegen – für den Herbst werden weiter steigende Zahlen erwartet. Mittlerweile sind die Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes bereits vollständig belegt, auch die erweiterten Notunterkünfte des Rems-Murr-Kreises haben ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Jetzt sind die Kommunen gefragt, die kurzfristig viel höhere Belegungen stemmen müssen, als vorgesehen.
1. Wo sind bisher die Geflüchteten aus der Ukraine in Kernen untergekommen?
Die Gemeindeverwaltung hat, auch unterstützt durch Wohnungsangebote aus der Bürgerschaft, das gesamte Jahr erfolgreich die zugewiesenen Geflüchteten untergebracht. Zudem hat die Verwaltung frühzeitig neue Bauten angestoßen, die aber ihre Umsetzungszeit brauchen. Aktuell schnellen die Zuweisungszahlen in die Höhe. Die Aufnahmeverpflichtung der Gemeinde hat sich versiebenfacht. Selbst die Neubauten werden 2023 nicht ausreichen.
2. Warum jetzt plötzlich eine Hallenbelegung?
Die Gemeinde wurde vergangene Woche über die neuen Zuweisungszahlen informiert. Alle Kapazitäten in den gemeindeeigenen Objekten sind ausgeschöpft, private Wohnungsangebote stehen auch nach dem jüngsten Aufruf keine mehr zur Verfügung. Es blieb nur eine Hallenbelegung, um den Menschen Obdach gewähren zu können.
3. Warum wird eine Schulturnhalle belegt, warum keine Veranstaltungsstätte?
Diese Abwägung hat sich in der Gemeindeverwaltung niemand einfach gemacht. Sie folgte klaren Kriterien. Sprich: Die Unterbringungslösung muss sofort realisierbar sein, das Gebäude braucht eine ausreichende Infrastruktur (Sanitäranlagen, Heizung usw.) und es muss ausreichend groß sein. Die Keltern, das Bürgerhaus, Gewerbehallen und auch Möglichkeiten der Diakonie und sogar das Hallenbad wurden als mögliche Unterkunftsstandorte geprüft. Aufgrund der aufgelisteten Kriterien und der Zeitschiene sind diese letztlich nicht möglich gewesen.
4. Warum wird die Haldenturnhalle belegt und keine andere Sporthalle?
Unter den gemeindeeigenen Sporthallen ist die Haldenschule in der aktuellen Situation am ehesten geeignet und das aus folgenden Gründen:
a) Für den Sportunterricht kann alternativ und schnell erreichbar die Halle der Spvgg Rommelshausen genutzt werden. Sprich: der Sportunterricht kann stattfinden
b) somit wird der Schulbetrieb kaum beeinträchtigt.
c) Es gibt hier im Vergleich zu anderen Hallen weniger Einschränkungen für den Vereinssport (auch für Kinder).
5. Wie geht es weiter?
Weitere Alternativen zur Unterbringung werden derzeit geprüft.
Die Gemeindeverwaltung bittet alle Bürgerinnen und Bürger eindringlich um Verständnis für dieses Vorgehen. Seit Februar 2022 zeichnete sich ab, dass der Krieg in der Ukraine auch unser Leben und unseren Lebensstandard betreffen wird. Auch hatte Bürgermeister Benedikt Paulowitsch bereits im März darauf hingewiesen, dass Hallenbelegungen nicht ausgeschlossen werden können. Nun werden diese sehr kurzfristig notwendig.