Das alte Rathaus in Stetten besticht durch seine historischen Spuren der Vergangenheit. Erbaut im alemannischen Fachwerkstil ist es an der Schauseite im Osten reich verziert. Ein dendochronologisches Gutachten, das während der Restaurierungsarbeiten 1993 bis 1995 durchgeführt wurde, datierte das Erbauungsjahr des Rathauses Stetten um 1520.
Belege hierfür gibt es zahlreich: An der Nordwestecke des Gebäudes wurden Artefakte aus der Zeit um 1550 bis 1900 gefunden, beispielsweise Glasfragmente, Ofenkacheln, Knochen, Bücher, Keramik, Wassergefäße aus Ton und verzierte Tonscherben.
Das Stettener Rathaus wurde in offener Ständerbauweise errichtet. Das bedeutet, dass das Erdgeschoss frei zugänglich war. Dort hatten Marktleute, wie Bäcker und Metzger, ihre offenen Verkaufstände. Erst im 19. Jahrhundert wurde der Raum umschlossen und dort die öffentliche Waage und das Feuerwehrdepot eingerichtet. Auf dieser Ebene befindet sich heute die Verwaltungsstelle. 1923 wurde der gesamte Rathausbau verputzt, so dass das Gebäude ein „modernes“ Äußeres erhielt. 1995 wurde das Fachwerk wieder freigelegt.
An der Innensüdseite gelangte man in den ersten Stock, die Beletage. Dort befand sich die Amtsstube des Schultheiß' und des Kämmerers. Daneben lag, bemalt im Stil der Renaissance, der Tanzsaal. Feste waren staatlich reglementiert und fanden unter kritischer Beobachtung der „Obrigkeit“ statt. Die Bemalung stammt aus der Erbauungszeit von 1520 bis 1540 und konnte nach der Restaurierung wieder gezeigt werden. Heute dient das erste Obergeschoss als Traumöglichkeit für Brautpaare. Im ehemaligen Tanzsaal ist die Bücherei untergebracht.
Im zweiten Obergeschoss befand sich die Registratur und das Ortsgefängnis. Heute ist dort das Gemeindearchiv Kernen untergebracht. Das dritte Obergeschoss - der Oberling - dient heute als Veranstaltungsraum mit zirka 60 Plätzen.
Das reich verzierte Fachwerk an der Schauseite prägt den St. Pierre-Platz. Hier befinden sich auch die St. Veits-Kirche sowie alte Weingärtengebäude des 18. und 19. Jahrhunderts.