Seniorenrat siegt in Bundeswettbewerb. Beste Netzwerkarbeit unter 600 Bewerbern.
In der Bundesliga effektiver Seniorenarbeit steht der Kernener Seniorenrat derzeit ganz oben. Mit seiner Initiative „Netzwerk Seniorenrat Kernen“ gewann das Team um den Projektverantwortlichen Reinhard Urbanke unter 600 Mitbewerbern den ersten Platz in der „Offenen Kategorie“.
Ausgelobt hatte den Wettbewerb „Einsam? Zweisam? Gemeinsam!“ die Bundesgemeinschaft der Seniorenorganisationen e. V. (BASGO). Die Preisverleihung durch Familienministerin Dr. Franziska Giffey und Franz Müntefering fand am 19. März in Berlin im Rahmen eines zweitägigen Fachkongresses statt. In Berlin präsentierten sich die angereisten Kernener Seniorenratsmitglieder ebenso auf dem „Markt der Möglichkeiten“ und bei einer Podiumsdiskussion.
Zurück in Kernen beglückwünschte am vergangenen Montag Bürgermeister Stefan Altenberger das Team. „Ihr bürgerschaftliche Engagement bereichert das Miteinander in der Gemeinde erheblich“, betonte der Kernener Rathauschef. Im Herbst 2018 wurde Kernen als „Familienbewussten Kommune Plus“ zertifiziert – eine Auszeichnung, die alle Altersgruppen umfasst. Die erfolgreiche Arbeit des Seniorenrats ist dabei ein wichtiger Baustein gewesen. „Und man sieht nun am 1. Platz im Bundeswettbewerb – sie ist außergewöhnlich“, so Altenberger.
„Es ist eine tolle Erfahrung, in so einem Wettbewerb ganz vorne zu stehen“, berichten die Seniorenratsmitglieder im Pressegespräch. Und dies als vergleichsweise kleine Kommune im Wettstreit mit Städten wie Berlin, Mannheim oder Köln. „Es ist nicht nur eine große Würdigung, sondern zeigt uns, dass wir mit unseren Bemühungen auf dem richtigen Weg sind“, freuen sich der Projektverantwortliche Reinhard Urbanke, der Vorsitzende Otto Förstner, der ehemalige Vorsitzende Jürgen Hepperle, Seniorenlotsin Monika Schützinger und Ideengeber Ulrich Lang. Auf seinen Lorbeeren ausruhen, will sich das Team gleichwohl nicht. Im Austausch mit anderen bürgerschaftlichen Organisationen, erhielt das Kernener Team bereits neue, wertvolle Anregungen.
Warum die Wahl auf Kernen fiel
Die Gründe, warum sich die Jury unter dem BASGO-Vorsitzenden Franz Müntefering in der Offenen Kategorie für den Kernener Seniorenrat entschieden hat, sind die beeindruckende Vielfalt und Beständigkeit des Angebots sowie die ehrenamtliche Organisation der Seniorenarbeit. „Die Mitkonkurrenten waren meist hauptamtlich organisiert“, erklärt Reinhard Urbanke. Eine Rolle in der positiven Bewertung spielte zudem die Reichweite der Angebote: Im ausgewerteten Jahr 2017 betreute das Kernener Netzwerk 170 Personen.
Es wurden beispielsweise 50 Dienstleistungen zuhause verrichtet, 15 Wohnberatungen geleistet und das Seniorenmobil beförderte etwa 90 Personen auf 700 Fahrten. Auch die Vernetzung innerhalb der Kommune ist auffallend gut. So betreuen Senioren gemeinsam mit dem Bürgernetz Grundschüler als Lernbegleiter bei Hausaufgaben und Freizeitgestaltung. Das Seniorenmobil fährt Senioren kostenlos zu Ärzten oder Einkaufszielen. Gemeinsam mit der Bahnmüller-Stiftung werden Pflegekurse angeboten und mit den Kirchen werden Seniorennachmittage durchgeführt. Ihre Zielgruppe erreichen die Ehrenamtlichen auf vielfältige Weise – durch Veranstaltungen, Flyer sowie durch Veröffentlichungen in Mitteilungsblatt und Homepage. Regelmäßig wird auch eine Info-Broschüre an alle 1.500 Kernener Senioren-Haushalte verteilt.
Besonders innovativ macht die Kernener Initiative, dass nach Statut der Rat paritätisch mit Vertretern aus Vereinen, Organisationen, und Kirchen besetzt ist, die einen gewichtigen Teil der Bürgerschaft repräsentieren. Zum einen erhalten Senioren wertvolle Hilfe und Zuwendung, zum anderen können Senioren ihre Erfahrungen einbringend und staatliche Einrichtungen entlasten.
Erfolgreiche, langjährige Seniorenarbeit
Der Grundstein für die erfolgreiche Seniorenarbeit wurde bereits im Jahr 2004 gelegt, als im Rahmen der Leitbild-Entwicklung das Bürgernetz entstand. Eine zusammen mit der Bahnmüller-Stiftung gestartete Umfrage „Zufrieden älter werden in Kernen“ zeigte, dass sich die Bürgerinnen und Bürger unter anderem einen Seniorenrat und eine Seniorenlotsin wünschten. Der Rat wurde gebildet „und legte eigentlich sofort los“, erinnert sich Bürgermeister Altenberger. „Wir sammelten alles, was vorhanden war und brachten unsere erste Info-Broschüre heraus“, ergänzt Jürgen Hepperle. Er war von Beginn an im Seniorenrat aktiv und stand lange als dessen Vorsitzender an der Spitze. Ziel war keineswegs die Konkurrenz zu bestehenden Angeboten, so betont Hepperle, sondern deren Ergänzung.
So entwickelten sich nach und nach tolle Angebote wie zum Beispiel die Computer-Ecke oder das Seniorenmobil. Jeweils unterstützend stand und steht die Gemeinde im Hintergrund. Die Vielfalt der Angebote entwickelte sich nicht zuletzt als Reaktion auf die Fragen, die Senioren gegenüber der Seniorenlotsin äußerten. Rund 20 Mitglieder umfasst der Seniorenrat aktuell. Rechnet man die Helfer hinzu, die beim Bewegungstreff, bei Rat und Tat sowie den Computerkursen aktiv sind, komme man locker auf 60 Ehrenamtliche, so Hepperle, „und das ist schon enorm“. Zumal keine Kommune in der näheren Umgebung ein annähernd vergleichbares Angebot biete. Dies wurde jetzt auch bundesweit honoriert. Der Seniorenrat darf nicht nur stolz auf seinen 1. Platz sein, sondern erhielt auch ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro.