Das Zukunftsprojekt „Hangweide“, das die Gemeinde Kernen mit ihren Vertragspartnern, der Kreisbau-Gruppe und der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung, realisieren will, gewinnt an Fahrt. Das brachliegende knapp acht Hektar große Gelände, einst gebaut als Modelldorf der Behindertenhilfe, soll sich in den nächsten Jahren in ein zukunftsweisendes Quartier verwandeln. Die Bürger sind eng in den Prozess eingebunden. Aktuell steht das städtebauliche Wettbewerbsverfahren kurz bevor. Am 4. November diskutierten rund 60 Interessierte beim ersten Bürger-Dialog mögliche Vorgaben für die Planer. „Ich bin beeindruckt von so viel Power und Energie, die in Ihnen steckt“, merkte Stadtsoziologe Dr. Konrad Hummel an.
Konrad Hummel hatte bereits im Jahr 2018 den umfangreichen Beteiligungsprozess mit Workshops begleitet. Rund 40 Bürgerinnen und Bürger hatten damals ihre Ideen eingebracht und Empfehlungen an den Gemeinderat formuliert. Es kristallisierte sich auf beiden Seiten heraus, dass die Hangweide einen innovativen, lebendig-urbanen, autoarmen Charakter erhalten soll. Die Empfehlungen der Bürger flossen in den Entwurf des Auslobungstextes ein, der die Vorgaben für die Teilnehmer des Städtebaulichen Wettbewerbs enthält.
Kurze Impulsreferate brachten alle Anwesenden beim Bürger-Dialog auf den aktuellen Stand. Unter anderem zeigten Isa Hasselt und Ulrich Lang, die beiden Sprecher des Bürgerbeteiligungsprozesses Hangweide, Impressionen neuer Wohnquartiere aus Zürich und Freiburg, samt der Kennzahlen wie Bevölkerungsdichte, Wohnformen und Stellplatzlösungen. Der Stuttgarter Verkehrsplaner Dipl.-Ing. Michael Welsch informierte über zukunftsfähige Mobilität. Dr. Konrad Hummel skizzierte gemeinschaftliche Wohnprojekte, intergeneratives und sozial-gemischtes Wohnen. Architekt Moritz Seifried sowie IBA-Intendant Andreas Hofer gaben wiederum Einblick in die Architektur Internationaler Bauausstellungen und modernem Geschosswohnungsbau.
In Arbeitsgruppen wurden anschließend intensiv diskutiert. Wie komme ich mit dem ÖPNV von A nach B? Wo sollen Sammel- oder Parkgaragen platziert werden? Wie kommt die Sprudelkiste ins Haus? Wo können Besucher parken? Wie lassen sich Verlagerungseffekte im Parkverkehr in umliegende Wohnbereiche vermeiden? So sollen eine Mitfahrzentrale, E-Bikes, Lastenfahrräder oder auch Carsharing-Angebote zukünftigen Bewohnern den Verzicht auf das eigene Auto leicht machen. Eine zentrale Mobilitätsstation, verknüpft mit einer Paketstation würde sich ebenfalls anbieten. Ein Quartier-Netzwerker könnte die Gemeinschaft stärken und Start-ups und Gewerbetreibenden Starthilfe geben. Den angestrebten Geschosswohnungsbau auf der Hangweide sahen die anwesenden Bürger als selbstverständlich an, wolle man den dringend benötigten Wohnraum schaffen und die Wirtschaftlichkeit des Projektes sichern. Ein Wunsch aus der Bürgerrunde war es auch eine Reminiszenz an die. Ehemalige Ölmühle zu schaffen. Beispielsweise indem ein Abzweig des Beibachs teilweise über das Gelände gelenkt werden würde.